Manche Glaskugeln findet man leichter als andere: 13 Jahre Paleica auf WordPress

Am 4. Mai begann ich einen Artikel zu schreiben mit meinen Lieblingsfotos aus dem letzten Winter, einem lang gehegten Fotowunschmotiv, das ich mir in diesem Jahr endlich erfüllen konnte. Ich schrieb ihn nie fertig. Dabei…

…ist es: Ein ganz besonderes Jahr mit einer besonderen Zahl: im April waren es 13 Jahre Paleica auf WordPress (eine meiner Lieblingszahlen) und ein runder Geburtstag im Internet: denn vor 20 Jahren wurde dieser Nickname geboren, auch wenn ursprünglich mit k geschrieben. Zwei Jahrzehnte begleitet mich diese Identität nun, mehr als die Hälfte davon auf dieser Plattform und deutlich mehr als die Hälfte meines Lebens gibt es dieses Alter Ego, das Pseudonym zum Texteschreiben. Früher waren nur Buchstaben relevant, zwischenzeitlich fast nur Bilder und im Moment ist es eine Mischung aus beidem. Visuell und auditiv, Kopf-, Herz- und Bauch, querbeet, durch Höhen und Tiefen, durch Hypes und Krisen.

So laut und so verloren war es hier
Als Stille bei uns wohnte anstatt dir

Jupiter Jones

Heute habe ich viele Gedanken im Herzen, viele Gefühle im Kopf, viele Worte in der Seele aber immer noch keinen Text. Werden die Zeiten für einen Text an dieser Stelle wieder kommen? Ich weiß es nicht. Heute nicht. Aber es ist Zeit für diese Bilder. Mit einer Glaskugel, die keine Zukunft voraussagen kann. Mit blitzblau, das aus meiner Welt gestern verschwunden ist.

Freedom is just another word for nothin‘ left to lose.

Janis Joplin

(Aber wenn es nicht mehr viel zu verlieren gibt, kann man vielleicht wieder so manches gewinnen.)

Blätter- und Gedankenwirbel

Ein Jahr Pandemie. Genauer gesagt: 1 Jahr und 1 Woche oder 53 Wochen oder 373 Tage seit dem ersten Lockdown. 374 Tage seit ich das letzte Mal – mit schlechtem Gewissen zwar, aber doch, eine Freundin umarmt habe, völlig fassungslos, dass das was kommt real ist. Ein totales Lahmlegen von so gut wie allem, das mein Privatleben ausgemacht hat. Fragezeichen, so viele Fragezeichen.

53 Wochen später ist mein Leben anders. Ich kann mich nur noch schwach an den Geruch von Theater erinnern oder daran, wie es ist, mit Freunden abends Essen zu gehen, erst kurz vor dem Schlafen ins Bett zu fallen, Reisen zu planen und die seltsame Nicht Ort-Stimmung von Flughäfen zu spüren oder Livemusik zu hören. Es ist nur ein Jahr und doch ist es eine Ewigkeit, in der sich Vieles neu geformt hat und neue Realitäten entstanden sind.

Vieles ist weggefallen und anderes ist geblieben. Meine Liebe zu tiefstehender Sonne zum Beispiel und die zu guten Geschichten. Es gibt viele Geschichten darüber, wie ProtagonistInnen Zäsuren in ihrem Leben erleben, was es mit dem Leben und einem selbst macht wenn plötzlich alles anders ist, dass es schmerzhaft und beschissen ist, aber auch Chancen bietet, wenn man Glück hat.

Manchmal tut es gut, Zeit an Orten zu verbringen, an denen sich nicht viel verändert hat. Schönbrunn ist immer da und immer gleich, auch wenn weniger Touristen da sind und am Vorplatz kein Christkindlmarkt stattgefunden hat, hinter dem Schloss, zwischen den Alleen, da merkt man nicht viel von Pandemie. Menschen spazieren und joggen und Kinder wühlen in den Blättern oder Kieselsteinen und Krähen und Enten diskutieren und plaudern miteinander. Bis auf die Krähen und Enten halten auch zumindest die fremden Gruppen die Abstände ein. Zwischen all den vertrauten Geräuschen kann man sich gut und gerne mal verlieren, im Leben einer anderen. Zum Beispiel im Leben von Claire, die an einem magischen Ort in Schottland verloren geht und 200 Jahre in der Geschichte zurückreist. Denn wenn der Pandemie-Blues zuschlägt und man keine Lust auf backen hat, dann hilft ein Spaziergang draußen mit einer dieser Geschichten im Ohr. Audible machts möglich – denn mit der Hörspielapp kann man sich mit Claire und Jamie im Ohr durch die Lichtflecken der Sonne leiten lassen, die durch die Blätter leuchten, heute, in Wien und damals, in Schottland.

Wir leben in einer seltsamen Zeit. Hätte man mir an Silvester zu 2020 erzählt, wie mein Leben nur wenige Monate später aussehen würde, ich hätte es für ähnlich wahrscheinlich gehalten wie eine Zeitreise. Doch wie man plant und denkt, so kommt es nie. Und immerhin – die bunten Blätter und schönen Gärten sind da, wie eh und je, trotzdem allem, was um sie herum passiert und warten darauf, ihre Pforten wieder zu öffnen.

In freundlicher Zusammenarbeit mit Audible.

Mohnblumentraum Und Gedanken zum Sitz der Seele

Die wunderbare Mitzi hat mich (mal wieder!) zu einem Text inspiriert. Oder einer Gedankenspielerei. Ob ein Text daraus wird, wird man erst sehen. Aber das ist ja immer so. Da ist ein Gedanke, der formt sich zu Worten und auf einmal, da kitzelt es im Kopf und in den Fingern und ich fange an zu tippen. Manchmal euphorisch in einem bis zum Ende. Manchmal nur einen Absatz, den ich Tage oder Wochen später kopfschüttelnd lösche und manchmal entwickelt sich irgendwas dazwischen. Wir werden ja sehen.

Die Mitzi (ja, so sagt man das bei uns in Wien), die ist ein Bauchmensch. Sie ist da sehr überzeugt davon. Wunderschön wie sie das beschreibt. Warum sich ihre Seele im Bauch am wohlsten fühlt, nicht im Kopf, nicht im Herzen, nicht in den Augen oder gar in den Armen oder Beinen. Ich kam fast dazu mich zu fragen, warum überhaupt jemand etwas anderes als ein Bauchmensch sein kann und dachte mir dann, klar, das stimmt für mich auch. Aber dann dachte ich, hm. Kopfmensch, zwar nicht als solche geboren, aber irgendwie dazu geworden. Und Herzmensch, ja, irgendwie auch, denn letztlich ist es ja doch das Herz, dem zu folgen ich mir als oberstes Ziel gemacht habe. 

Auch darauf hatte Mitzi eine Antwort: „Du bist vielleicht ein verkopfter Herzensmensch, der auf sein Bauchgefühl hört?“ Ich glaube, das gefällt mir. Ich lass das so.

(Und was die Bilder betrifft: ich dachte, ein bisschen frühlingshafte Farbtupfer schaden nicht in der aktuellen und farblosen Eiseskälte, brr!)

Der zwischenmenschliche Algorithmus

Im 21. Jahrhundert verstehen wir so Vieles. Wir können so Vieles erklären und abbilden, doch von den essenziellen Dingen haben wir noch immer nicht mehr als eine Ahnung.

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Blüten vor der Haustüre: eine Farbstudie der Seele

Ich bin an sich kein Earlybird. Der Morgen ist genauso wenig meine Tages-, wie der Montag meine Wochenzeit ist. Ich bin ein Nacht- und Freitagskind. Wobei der Ausdruck „ich bin kein Earlybird“ wohl an die Untertreibung des Jahres grenzt. Ich bin quasi der Antichrist (oder die Antichristin?) der Frühaufsteher.

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Schneequadrate und weiße Bäume und warum ein Kreatief okay sein kann.

Ich habe eine Fotogratief. Seit unserer Hochzeitsreise im April/Mai habe ich kaum noch eine von den Kameras in der Hand gehabt. Nur der Apfel, der ist mein ständiger Begleiter, dokumentiert und konserviert Momente, aber um des Festhalten Willens, nicht, um wirklich zu sehen. Denn das ist der Unterschied, zwischen der Dicken und dem Schlanken. Die eine ist dazu da, ruhig zu werden, geduldig zu sein, die Welt bewusst anschauen, einen Schritt zurückzugehen, von draußen zu betrachten, zu gestalten. Der andere ist just point and click, mitnehmen was geht, ein visuelles Denkarium.

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Herbstbunt im Abendgegenlicht

Ich erinnere mich recht deutlich daran, wie ich in meinem Beitrag zur Blogpause geschrieben habe, dass es für mich genug Tod und Katastrophen in diesem Jahr gegeben hat. Ich spoilere: das Universum schien das anders zu sehen. Es hat eine Geschichte, die es am besten nur in der Fiktion geben sollte, in die Realität geholt. Es fühlt sich an, als würde kosmisch eine Art Umbruch passieren. Wobei, eigentlich weiß ich nicht, wonach es sich anfühlt. Es fühlt sich danach an, als möchte man Sinn suchen und weil man keinen findet, interpretiert man Schwingungen auf der ganz großen Ebene, die wir ohnehin nicht fassen können.

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Wenn Seifenblasen platzen

Es war der Beginn der großen Kältewelle Anfang 2018. Ich wachte für meine Verhältnisse am Wochenende früh auf und konnte aufgrund des Gedankenkarussells nicht mehr schlafen. Das Thermometer zeigte weniger als 5 Grad minus und ich dachte: jetzt oder nie!

Doch wie vieles andere in diesem Jahr, wollten die Seifenblasen nicht wirklich gelingen. Vielleicht war die Seifenwassermischung zu lange offen, zuviel mit Wasser gemischt oder es fehlten andere Zutaten. Die Seifenblasen „implodierten“, bevor sie hübsch frieren konnten. Aber was solls? Auch das kann interessante Motive abgeben – wie schmelzende Schneeflocken! Wenn Seifenblasen platzen weiterlesen